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Angriffe auf Länder, die sich dem Dollardiktat nicht beugen

22.09.2014 10:20

Russland wird wegen des Petrodollar dämonisiert und mit Sanktionen belegt

Alexander Clackson

 

Was haben der Irak, Libyen, Syrien, der Iran und Russland gemein? Sie alle sind in der einen oder anderen Form Opfer amerikanischer Aggression geworden – sei es durch militärische Angriffe oder durch Wirtschaftssanktionen. Als Vorwand für die feindseligen Handlungen gegenüber diesen Ländern bediente sich Washington gerne bei moralischen Gründen, etwa »Schutz von Zivilisten« oder »Förderung der Demokratie«. Aber dabei handelt es sich nur um ein Märchen und Heuchelei Amerikas und seiner Regierung, die in aller Welt Diktatoren unterstützt und die ihrerseits die Menschenrechte mit Füßen tritt.

Der wahre Grund, weshalb diese Länder ins Visier Washingtons gerückt sind, ist das Petrodollar-System – eine ausgeklügelte Methode, die es Washington erlaubt, trotz eines Schuldenbergs von 17.000 Milliarden Dollar auch weiterhin Geschäfte zu machen. Amerikas wirtschaftliche Macht beruht zu nicht geringem Teil auf der Existenz des Petrodollars, denn er sorgt für kräftige ausländische Nachfrage nach der US-Währung. So können die USA gewaltige Schulden anhäufen, ohne zahlungsunfähig zu werden.

 

Die Anfänge des Petrodollars

 

Was macht den US-Dollar so einzigartig? Der Umstand, dass seit Anfang der 1970er-Jahre mit einigen wenigen Ausnahmen nur eine einzige Währung genutzt wurde, um auf dem Weltmarkt Erdöl zu kaufen und zu verkaufen: der US-Dollar. 1973 verhandelte die US-Regierung unter Präsident Richard Nixon mit Saudi-Arabien.

 

Das resultierende System wird gemeinhin als Petrodollar-Recycling bezeichnet. Vereinbart wurde damals, dass die Saudis ihr Öl ausschließlich in US-Dollar verkaufen und überschüssige Gewinne größtenteils in amerikanische Banken und Kapitalmärkte investiert werden würden. Der Internationale Währungsfonds IWF würde das Geld dann nutzen, um Ölimporteuren, die durch die steigenden Ölpreise in Schwierigkeiten gerieten, zu Krediten zu verhelfen. Kredit und Zinsen würden selbstverständlich wiederum in Dollar beglichen.

 

Formell besiegelt wurde die Vereinbarung im U.S.-Saudi Arabian Joint Commission on Economic Cooperation, einem bilateralen Wirtschaftsausschuss, den Nixons Außenminister Henry Kissinger 1974 ins Leben rief. 1975 wurde das System um den Rest der Opec-Staaten erweitert. Für die USA war dies ein enormer wirtschaftlicher Erfolg: So lange der Rest der Welt vom Öl abhängig ist und dieses Öl in US-Dollar bezahlt wird, wird es eine Nachfrage nach Dollar geben. Und es ist diese Nachfrage, die dem US-Dollar seinen Wert verleiht.

 

Opfer amerikanischer Invasionen wollten den Handel in Dollar einstellen

 

Bis zum September 2000 blieb das Petrodollar-System unangefochten, dann verkündete der irakische Präsident Saddam Hussein, er werde die Ölverkäufe seines Landes künftig in Euro statt in Dollar abwickeln. Um die Vorherrschaft des Dollar zu sichern, marschierten die USA 2003 im Irak ein. Kaum waren die Ölfelder unter amerikanische Kontrolle gebracht, wurden die Geschäfte wieder auf eine Abwicklung in Dollar umgestellt.

 

Im Februar 2009 wählte die Afrikanische Union den libyschen Anführer Muammar Al-Gaddafi zum Präsidenten. Er regte sofort an, einen panafrikanischen Staat mit einer einheitlichen Währung zu gründen. Diese neue Währung sollte es sein, die ihn letztlich sein Leben kostete.

 

Im März 2009 veröffentlichte die Afrikanische Union ein Dokument mit dem Titel »Hin zu einer afrikanischen Einheitswährung«. Auf den Seiten 106 und 107 dieses Papiers werden ausdrücklich die Vorzüge und die technischen Aspekte einer afrikanischen Zentralbank aufgeführt, die mit dem Goldstandard arbeitet. Auf Seite 94 heißt es explizit, der Schlüssel zum Erfolg einer afrikanischen Währungsunion bestehe darin, »eine einheitliche afrikanische Währung an den monetärsten aller Rohstoffe zu koppeln – Gold«. Ab 2011 wurde die CIA in Libyen aktiv und begann damit, militante Gruppen beim Sturz Gaddafis zu unterstützen. Die USA und Nato setzten eine Flugverbotszone durch und sorgten mit Luftschlägen für die Entscheidung in der Auseinandersetzung. Dass unter den Rebellen auch Al-Qaida-Kämpfer waren, ließ man dezent unter den Teppich fallen.

 

Im Februar 2014 wurde Russland zum nächsten Ziel der USA. Russland ist der zweitgrößte Ölexporteur der Welt und war Washington nicht nur auf diplomatischer Ebene ein Dorn im Auge, denn Moskau eröffnete 2008 nach zweijährigen Vorbereitungen eine Energiebörse, auf der Transaktionen in Rubeln und in Gold getätigt wurden. Außerdem arbeitete Moskau mit Peking daran, den Dollar komplett aus ihren gegenseitigen Handelsgeschäften zu verbannen. Und Russland ist dabei, eine Eurasische Wirtschaftsunion zu organisieren, zu der auch eine Einheitswährung gehören würde und die über ihren eigenen unabhängigen Energiemarkt verfügen soll.

 

Im Vorfeld der Krise in der Ukraine war das Land vor die Wahl gestellt worden: »Tretet der EU im Rahmen eines Assoziationsabkommens bei oder tretet der Eurasischen Union bei.« In Brüssel beharrte man darauf, dass nur das eine oder andere ginge, die Ukraine würde nicht beiden Bündnissen beitreten können. Russland dagegen erklärte, man habe überhaupt kein Problem damit, wenn die Ukraine beides tue. Präsident Janukowitsch entschied sich für das russische Angebot. Als Reaktion darauf wurde der nationale Sicherheitsapparat der USA aktiv und tat das, was er am besten kann: Er stürzte Janukowitsch und installierte eine Marionettenregierung.

 

Doch wie sich herausstellte, reichte eine Marionettenregierung nicht aus, um Washington in dieser Krise die Oberhand zu verschaffen. Deshalb beschloss die US-Regierung, Sanktionen zu verhängen und Russland zu dämonisieren. Ziel ist es, Moskau seiner ausländischen Freunde zu berauben. Doch Russland ist nicht der Irak oder Libyen. Russland ist ein mächtiges Land und Amerika hätte sich denken können, dass es nicht ausreichen würde, die Russen nur kurz etwas herumzuschubsen. Die Strategie fällt Amerika bereits vor die Füße.

 

Die Sanktionen haben nur dazu geführt, dass Russland und China enger zusammenarbeiten, und sie haben dazu geführt, dass Russland seine Pläne, sich vom Dollar zu lösen, schneller vorantreibt. Und allem Wortgeklingel zum Trotz haben die Sanktionen Russland nicht in die Isolation getrieben.

 

Das Ende des Petrodollar wäre auch das Ende der US-Hegemonie

 

Die USA haben nur noch einen lebensverlängernden Apparat zur Verfügung – den Petrodollar. Exakt das ist der Grund, weshalb Washington auf jedes Land losgeht, das den Petrodollar abschaffen will. Russland und China schreckt das jedoch nicht ab, sie treiben ihre Pläne weiter voran.

 

Nach Gesprächen in Peking erklärte der russische Vizepremier Igor Schuwalow kürzlich, man diskutiere derzeit ein System für Interbankgeschäfte, das SWIFT ähneln würde, dem internationalen System für Banktransfers. Im Zuge der ersten Welle amerikanischer Sanktionen weigerten sich die internationalen Zahlungsabwickler Visa und Mastercard, mit einigen russischen Banken zusammenzuarbeiten. Die russischen Behörden beschlossen daraufhin, ihre Abhängigkeit von SWIFT am internationalen Finanzmarkt zu reduzieren. Wie Schuwalow sagt, rede man mit China derzeit auch darüber, eine unabhängige Ratingagentur ins Leben zu rufen. Ende des Jahres sollen detaillierte Vorschläge vorliegen.

 

All dies spricht dafür, dass die Eurasische Wirtschaftsunion schrittweise den Dollar aufgeben wird. Haben Russland und China erst einmal gezeigt, dass man den Dollar wirklich aufgeben kann, werden andere Länder diesem Vorbild folgen. Es könnte der Anfang vom Ende der weltweiten Dominanz Amerikas sein.